Filme früherer Generationen heute wieder sehen können: Digitalisierung von alten Filmformaten
Zelluloid oder Magnetband, analog oder digital: Bewegte Bilder langfristig zu erhalten ist eine Herausforderung. Fotochemisches Filmmaterial und alle neuen analogen und digitalen Bildträger sind instabil. Ein Film kann sogar selber eine Gefahrenquelle sein: Gewisse Filmträger (35-mm-Cellulosenitrat) sind sehr feuergefährlich.
Die rasante technische Entwicklung führt dazu, dass aus neuen Geräten schon bald Museumsstücke werden. Unzählige Formate erschienen auf der Bildfläche und verschwanden bereits nach kurzer Zeit sang- und klanglos wieder. Zurück bleiben verwaiste Bänder, die nur mit Hilfe von wenigen Spezialisten und ihrem Gerätepark abgespielt bzw. auf ein neues Format transferiert werden können.
Allein im Staatsarchiv Luzern - das nur etwa 100 historische Filme besitzt - gibt es unzählige Film- und Videoformate (Normal 8 mm - Super 8 mm - 16 mm, einseitig perforiert - 16 mm, doppelt perforiert - 35 mm - 1-Zoll-Video-Masterband - U-matic - VHS (PAL) - VHS (Sécam) - Mini-Digital Video - DVD-R etc.). Dazu kommen noch unterschiedliche Tonaufzeichnungsformate (Lichtton, Magnetton, separate Audio-Kassetten und Magnetbänder etc.).
Bevor ein alter Film angeschaut werden kann, muss sein Zustand untersucht werden. Das Filmmaterial kann mit der Zeit schrumpfen oder brüchig werden. Damit wird er beim ersten Abspielen zerstört!
Das Ziel ist nicht, alle alten Filme zu digitalisieren und dann wegzuwerfen. Das originale Filmmaterial enthält Informationen u.a. zur Produktion, Entstehungszeit und Geschichte dieses historischen Objekts. Bei jeder Form der Übertragung auf andere Träger oder Medien gehen solche Informationen verloren. Filme müssen deshalb unbedingt im Original erhalten werden, auch nachdem sie umkopiert wurden. Zum Zeitpunkt eines Transfers sind die Überspieltechniken der Zukunft noch nicht bekannt. Werden später Verbesserungen entwickelt, macht es häufig Sinn für weitere Transfers wieder auf die Originale zurückzugreifen.
Das langfristige Aufbewahren von Filmen macht aber nur Sinn, wenn man sie auch benutzen kann. Hier besteht heute die Möglichkeit, die unterschiedlichen Formate zu digitalisieren und auf benutzerfreundliche DVDs zu kopieren. Damit werden die Originale geschont. Zur Langzeitaufbewahrung sind DVDs aber nicht geeignet, weil das Videosignal beim Überspielvorgang Informationen unwiederbringlich verliert und weil bei selbst gebrannten DVDs ein grosses Risiko von Materialproblemen besteht.
In einem Pilotprojekt konnte das Staatsarchiv einzelne Filme aus dem Privatarchiv Société Suisse de la Viscose zu Benutzungszwecken digitalisieren lassen.
Quellen im Staatsarchiv Luzern
Eine Benutzung der Originalfilme ist zur Zeit nicht möglich, einerseits aus konservatorischen Gründen, andererseits weil uns die verschiedenen Projektoren fehlen.
Die Benutzung der digitalisierten Filme ist nur eingeschränkt und nur nach telephonischer Vereinbarung möglich.
Weiterführende Informationen und Links
Der Verein Memoriav hat die Erhaltung und die Erschliessung des schweizerischen audiovisuellen Kulturgutes zur Aufgabe.
Seine Datenbank/Suchmaschine Memobase ermöglicht einen direkten Zugriff auf verschiedene audiovisuelle Sammlungen. Memobase enthält die Daten von 400'000 audiovisuellen Dokumenten (Stand 2020) aus verschiedenen Memoriav-Projekten und einer Sammlung des Schweizerischen Bundesarchivs:
- Filme und Videos - Schweizerische Filmwochenschau 1940-1975; Tagesschau, Téléjournal und Telegiornale 1957-1989; Tagesschau Schweizer Fernsehen DRS (SF-DRS) ab 1999; Téléjournal, Télévision Suisse Romande (TSR) 1980-1991; Regionalmagazine Schweizer Fernsehen DRS (SF DRS) 1958-1989; Continents sans visa Télévision Suisse Romande (TSR) 1959-1969
- Tondokumente - Radiosendungen aus vier Sprachregionen (30er - 50er Jahre)
- Fotografien - 20'000 Fotografien zum Alltagsleben in der Schweiz und 5'000 Fotografien zum Aktivdienst der Schweizer Armee während des Ersten Weltkrieges, online abrufbar