Industrialisierung der Agglomeration Luzern zwischen 1850 und 1930
Luzerner Historische Veröffentlichungen Band 31.
rex verlag luzern/stuttgart.
ca. 300 Seiten. Abb., Grafiken, Karten und Tabellen, Leinen, 58.-
Räumlich «zwischen Landwirtschaft und Tourismus» konzentrierten sich während des 19 Jahrhunderts Industriebetriebe in den Luzerner Agglomerationsgemeinden. Dieser Industriegürtel um die Stadt Luzern steht im Zentrum dieser fundierten Untersuchung. Gestützt auf eine klare Begrifflichkeit und ausführliche Theorie- und Methodendiskussion schält sich deutlich die allgemein verspätete und regional sehr unterschiedliche Wirtschaftsentwichlung Luzerns heraus. Gestützt auf die Standorttheorie Alfred Webers wird ein Kompendium der jüngeren Luzerner Wirtschaftsgeschichte ausgebreitet.
Im immenser Quellenarbeit stützt sich der Autor in erster Linie auf die Rohdaten der eidgenössischen Fabrikzählung des Bundesarchivs und die bislang nur teilweise ausgewerteten Quellenbestände des Staatsarchivs Luzern. So gibt beispielsweise der Standortfaktor «Arbeitskräftepotential» Anlass, nicht nur das quantitative Potential zu bestimmen, sondern auch das (komplementäre) Angebot von Frauen- und Männerarbeit in unterschiedlichen Branchen zu untersuchen; anhand der Rekrutenprüfungen das eher unterdurchschnittliche Niveau der Volksbildung zu bestimmen oder die Mär vom «Billiglohnland Luzern» zu widerlegen.
Mit Hilfe von zahlreichen grafischen Darstellungen, Karten und ausführlichen Tabellen werden die spezifisch historische Konstellation im Kanton Luzern als Ursache der verspäteten Industrialisierung erläutert und die massgeblichen Standortfaktoren, die zu einer starken Industrieagglomeration innerhalb des Kantons führten, begründet. Die Arbeit zeigt die Ursachen auf für das Entstehen einer bedeutenden Industrieagglomeration in einem Kanton, der sich im gesamtschweizerischen Vergleich im Urteil vieler mit einer «Aschenbrödelrolle» (NZZ) zu begnügen hat. Damit bildet sie auch einen interessanten und wichtigen Beitrag zur gegenwärtigen Diskussion der Industrieansiedlung, die 1991 mit dem Gutachten des St. Galler Professors Georges Fischer ausgelöst wurde.
Aus dem Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
1.1. Vorbemerkung
1.2. Der Industriestandort in der Theorie
Gesetze der Transportorientierung – Mathematische Lösung – Entwicklungstendenzen – Die Arbeitsorientierung – Die Agglomeration – Deglomerativfaktoren – Weiterentwicklung
1.3. Aufbau und Methode
1.4. Quellen
1.5. Der Wandel des Begriffs «Fabrik»
2. Die Industrialisierung des Kantons Luzern
2.1. Strukturelle Veränderungen und regionale Verteilung der Wirtschaft
2.2. Die Verteilung der Branchen in der Luzerner Industrie
2.3. Konjunktur- und Wachstumsverlauf
3. Die Fabrikbetriebe der Agglomeration Luzern
3.1. Die Fabrikgründungen bis 1849
3.2. Die Fabrikgründungen in der Agglomeration Luzern von 1850 bis 1876
3.3. Die Fabrikgründungen in der Agglomeration Luzern von 1877 bis 1885
3.4. Die Fabrikgründungen in der Agglomeration Luzern von 1886 bis 1900
3.5. Die Fabrikarbeiter in der Agglomeration Luzern
3.6. Die Typologisierung der Unternehmen
3.6.1. Gründung, Branche und Grösse der Unternehmen
3.6.2. Die Unternehmer
3.7. Standortwechsel und Dezentralisierung
3.8. Firmengründungen aktiver Unternehmer
4. Die Standortfaktoren
4.1. Vorbemerkung
4.2. Boden und Gebäude
4.2.1. Die Bodenpreise
4.2.2. Fläche und Gebäude
4.3. Transport- und Verkehrsfaktoren
4.3.1. Veränderungen der Verkehrsstruktur
4.3.2. Der Einfluss auf die Fabrikindustrie
4.4. Politische Einflussfaktoren
4.4.1. Die Steuersätze in den Gemeinden
4.4.2. Industrieförderung durch Gemeinden und Kanton
4.4.3. Unternehmer in der Politik
4.5. Absatz- und Beschaffungsmarktfaktoren
4.5.1. Die Energieversorgung der Unternehmen
4.5.2. Die Verbindung zum Rohstoffraum
4.5.3. Die Verbindung zum Absatzraum
4.6. DasArbeitskräftepotential
4.6.1. Das quantitative Potential
4.6.2. Das qualitative Potential
5. Industrie zwischen Landwirtschaft und Tourismus
5.1. Vorbemerkung
5.2. Ursachen der verspäteten Industrialisierung
5.2.1. Der verlorene Krieg
5.2.2. Die Wirtschaftstätigkeit der Luzerner Elite
5.2.3. Der Kapitalmangel
6. Schlussbetrachtung
Anhang: Die Fabrikbetriebe der Agglomeration Luzern
1. Horw
2. Kriens
3. Littau
4. Emmen
5. Buchrain
6. Ebikon
7. Meggen