André Heinzer

Pfründen, Herrschaft, Gottesdienst.

Lebenswelten der Mönche und Weltgeistlichen am Kloster und Kollegiatstift St. Leodegar in Luzern zwischen 1291 und 1550

2014. 400 Seiten, 26 Abbildungen, davon 19 in Farbe, 4 Tabellen, 7 Grafiken. Gebunden.

sFr. 58.- / € (D) 48.50 / € (A) 50.-

ISBN 978-3-7965-3263-4

Pfründen, Herrschaft, Gottesdienst.

Ora et labora – und was noch?
Lebenswelten in einem Kloster und Kollegiatstift des späten Mittelalters

St. Leodegar im Hof vollzog zur Mitte des 15. Jahrhunderts einen Verfassungswandel von einer benediktinischen Propstei zu einem weltlichen Kollegiatstift. Die personelle Organisation des Instituts wurde dadurch kaum berührt, denn bereits als Kloster kannte St. Leodegar eine ausgeprägte Pfründenstruktur, wie sie für Säkularstifte typisch war. Für ihr Personal bildeten Kloster und Kollegiatstift eine facettenreiche Lebenswelt mit verschiedenen Rechten, Pflichten und Aufgaben. Neben «klassischen» Verrichtungen etwa in den Bereichen Chorgebet oder Seelsorge leisteten Mönche, Kanoniker, Leutpriester und Laienpfründner auch grundherrschaftliche Verwaltungsarbeit und übten dabei auch aktiv Herrschaft aus. Daneben blieb Raum für die Pflege ausserinstitutioneller Lebenswelten: für die Familie, die Universitäten oder den herrschaftlichen Dienst. Auf der Grundlage umfangreichen Quellenmaterials gibt das Buch Einblicke in diese inner- und ausserinstitutionellen Lebenswelten der Pfründner an St. Leodegar im Hof. Von wesentlicher Bedeutung sind dabei die jeweiligen herrschaftlichen Verhältnisse, die bei Fragen nach dem Erwerb der Pfründen, der Entwicklung der grundherrschaftlichen Verwaltung oder dem Umgang mit innerinstitutionellen Reformen nicht unterschätzt werden dürfen. Gerade im Austausch mit der erstarkenden Stadt Luzern musste St. Leodegar seine Rolle als herrschendes wie beherrschtes Institut regelmässig wieder neu finden.   

Aus dem Inhaltsverzeichnis:

Vorwort

1. Einleitung
1.1 Zum Thema
1.2 Forschungsstand
1.3 Methode
1.4 Quellen

2. Pfründen, Pfründner, Pfründnergemeinschaft
2.1 Das Pfründenwesen
2.2 Konvents- und Chorherrenpfründen
2.2.1 Konventspfründe
2.2.2 Chorherrenpfründe
2.3 Pfründenzahl und -struktur
2.3.1 Benefizialisierungsprozess und Anzahl Pfründner
2.3.2 Säkularpfründen
Leutpriesterei und Schulmeisterei – Laienpfründe
2.4 Pfründenbesetzung und -erwerb
2.4.1 Ordentliche Kollatur
2.4.2 Päpstliche Provision
2.4.3 Ius primarium precum
2.4.4 Pfründentausch und Resignation
2.4.5 Pfründeneignung, Pfründenkandidatur, Pfründenerwerb
2.4.6 Pfründenkumulation, Pfründenkarrieren
2.5 Herkunft und soziale Stellung der Pfründner
2.5.1 Herkunft und soziale Stellung 1291–1399
2.5.2 Herkunft und soziale Stellung 1400–1455
2.5.3 Herkunft und soziale Stellung 1456–1550
2.6 Die Gemeinschaft der Pfründner
2.6.1 Das Kapitel
2.6.2 Ämter und Dignitäten
Propst – Kustos – Kämmerer – Almosener – Baumeister – Kantor
2.6.3 Gemeinschaftliches Bewusstsein
Frühe «gemeinschaftliche» Geschäftsgebaren – Separatgemeinschaften, Ausgrenzungen – Ämterwirtschaft
2.7 Zusammenfassung

3. Tätigkeiten und Wirkungsfelder in der «Gotteshauslebenswelt»
3.1 Der Kirchendienst
3.1.1 Gottesdienst und Seelsorge
3.1.2 Das Präsenzwesen
3.2 Die Grundherrschaft
3.2.1 Quellen
3.2.2 Formen und Entwicklung von Güterbesitz, Verwaltung und Gerichtswesen
Zinsleihen – Fall und Ehrschatz – Gülten, Renten, Jahrzeitstiftungen – Zehntwirtschaft – Gerichtsbarkeit
3.2.3 Verfahren und Techniken in der grundherrschaftlichen Verwaltung
3.3 Zusammenfassung

4. Aussenleben
4.1 Das Verhältnis zur Herrschaft Murbachs
4.2 Das Verhältnis zur Herrschaft Österreichs
4.3 Herrschaftliche Beziehungsgefüge zwischen St. Leodegar und der Stadt Luzern
4.3.1 Der Aufstieg Luzerns zur territorialen Macht
4.3.2 Territorialherrschaft und Kirche
4.3.3 Das Kirchenregiment der Stadt Luzern
Gerichtsbarkeit und Disziplinierung von Klerikern – Städtische Besteuerung von Klerikern und kirchlichen Institutionen – Pfründenbesetzung und Kirchenpersonal – Schutz, Schirm und Kastvogtei – Kirchen- und Klerikerreform – Städtische Kontrolle der Gotteshausverwaltung
4.4 Aussenkontakte und Aktivitäten ausserhalb des Gotteshauses
4.4.1 Interaktionen mit weiteren Gotteshäusern und geistlichen Institutionen
4.4.2 Familie und Verwandtschaft
4.4.3 Herrschafts-, Schreiber-, Diplomaten- und Prokuratorendienste
4.4.4 Universitätsbesuch
4.4.5 Kontakte zu universitären, humanistischen und reformatorischen Kreisen
4.5 Zusammenfassung

5. Schlussbetrachtungen

Personalliste der St. Leodegarspfründner (ohne Kapläne) 1291–1550

Quellen und Literatur