Ein Staatsbankett 1578

Im April 1578 trafen sich die Gesandten der sieben katholischen Orte der Eidgenossenschaft und des Wallis in Luzern, um das seit dem frühen 15. Jahrhundert bestehende Bündnis neu zu beschwören. Über die drei Tage dauernden Feierlichkeiten hat Renward Cysat einen ausführlichen Bericht verfasst. Zu den Aktivitäten gehörte auch ein grosses Bankett am 8. April. Die detaillierte Beschreibung des Ambientes und die Aufzählung der Speisen vermitteln uns einen Eindruck davon, wie man zur Zeit Cysats in Luzern einen Staatsbesuch bewirtet hat. Um zehn Uhr erfolgte der Einzug ins Rathaus. Die Sitzordnung wurde wohl von Cysat festgelegt, beginnend mit dem Abt von St-Maurice als höchstgestelltem geistlichen Gast, gefolgt vom Propst zu St. Leodegar im Hof. Die ersten 16 Tische waren in der grossen Ratsstube aufgestellt worden, dann 14 Tische im Saal davor und in der kleinen Ratsstube. Die Tische waren mit der nötigen Tischwäsche versehen, mit Zinn- und Holztellern, silbernen Salzgefässen und Löffeln, silbernen Trinkbechern und einer silbernen Wasserkanne gedeckt, dazu mit Rosmarin, Gewürznelken und Blumen bestreut. Jedem der Tische wurden verschiedene Verantwortliche zugewiesen, die für den reibungslosen Ablauf des Banketts, das Auf- und Abtragen der Speisen und Nachschenken des Weins zu sorgen hatten. Das städtische Silbergeschirr, das ja vor allem Repräsentationszwecken zu dienen hatte, wurde in der grossen Ratsstube auf einer Kredenz ausgestellt.

Zur Dekoration gehörten drei Rondellen mit den Wappen der Bundespartner, gemalt von Anton Schiterberg, einem Luzerner Maler.  

Dekoration mit den Wappen der Bundespartner

Das Bankett begann mit dem Ausschenken des Ehrenweins durch den Grossweibel, der dabei eine Grussadresse an die Gäste richtete. Das darauf folgende sechsgängige Menu war opulent, und Cysat betont, dass man keine Mühe gescheut habe, trotz der ungünstigen Jahreszeit nur erstklassige Ware zu beziehen.

  • 1. Gang: Zwölf gefüllte Spanferkel, jedes mit einer Pomeranze im Rüssel; gebratenes Geflügel (Truthühner, Birkhühner, Kapaune); Pasteten mit Kalbfleisch, Zicklein, Tauben, Hähnen; Kalbsnierenbraten und gespickte Kalbsbrust mit Mandel- und Rosinensauce; Innereien vom Kalb und Zicklein, gebackene Leber.
  • 2. Gang: Suppe und Fleisch, nämlich gekochtes und Trockenfleisch vom Kalb, Rind und Lamm, Rindszunge und Würste, gesottene Henne, dazu Senf.
  • 3. Gang: Fische, kalt an gewürzter Sauce und gebraten, Forellen und Balchen.
  • 4. Gang: Braten von Kalb, Lamm und Zicklein; Wildbret (Gämse, Hasen, Kaninchen, Birk-, Stein- und Haselhuhn); zahmes Geflügel (Kapaune, Hähne, Tauben); als Beilage Oliven, Kapern, Limonen, Pomeranzen und gebratene Birnen.
  • 5. Gang: Krebse, gebraten und gesotten, aus Büron, Triengen und Sempach.
  • 6. Gang: Käse (Schwyzer, Urschner, Saaner); Küchlein und Obst.

Das Mahl wurde von Weisswein aus dem Elsass und von Rotwein aus Gattinara begleitet.

Das Bankett wurde «um die Vesperzeit», also etwa um vier Uhr nachmittags abgeschlossen, und die Teilnehmer werden mit einer gewissen Erleichterung einen Spaziergang durch die Stadt unternommen haben. In der Zwischenzeit wurde im Rathaus der «Abendtrunk» vorbereitet, bestehend aus Rindfleisch- und Geflügelpasteten, Krapfen und Küchlein, Käse und Obst, sowie 16 heraldischen Darstellungen mit den Wappen der sieben Orte und des Wallis aus Marzipan.

Cysat hat es als gewissenhafter und akribischer Organisator nicht unterlassen, über die Ausgaben der Festivitäten eine detaillierte Rechnung abzulegen. Dabei nimmt die Aufstellung der Kosten für das Bankett und den «Abendtrunk» breiten Raum ein. Jeder Posten wird im Detail erläutert. Nicht weiter erstaunlich ist, dass die Kosten für den Wein am meisten ins Gewicht fielen. Während der Weisswein, wie in Luzern gewohnt, aus dem Elsass kam, wurde der Rotwein aus dem Piemont bezogen; es handelte sich um «Catinärer», also um Wein aus der heutigen Appellation Gattinara. Die meisten anderen Produkte konnten aus der Umgebung Luzerns bezogen werden, eine Gämse aus dem Entlebuch erhielt man sogar als Geschenk. Aus dem Süden importierte Produkte wie Zitronen, Oliven, Pomeranzen und Kapern mussten allerdings in Zürich und Basel gekauft werden.

 

Weiterführend:

  • Stefan Jäggi, Ein «heilig unnd götlich christlich werck». Die Festlichkeiten in Luzern zur Erneuerung des Bundesschwurs zwischen den Katholischen Orten der Eidgenossenschaft und dem Wallis 1578, in: Blätter aus der Walliser Geschichte 47 (2015), S. 1-87.
  • Signatur im Staatsarchiv: AKT A1 F1 SCH 252
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