Turmakte Geiss 1752

Geiss

In der Regel nahmen die Leute Renovationsarbeiten an Kirchen den Anlass, eine Turmakte anzufertigen. Bei Geistlichen als Schreiber, wie im Fall des Geisser Pfarrers Joseph Carl Rüttimann, durfte das religiöse Momentum nicht fehlen: Der schriftlich festgehaltene Wettersegen sollte hier den Kirchenbau vor Unwettern, die die Sanierung überhaupt erst notwendig gemacht hatten, schützen.

Quelle: Photokopie im Staatsarchiv Luzern, Signatur PS 61, 2. Umschlag

[Nachfolgend Transkription der ersten Seite]

"Jesus + Nazarenus + Rex Judeorum + Per signum Crucis, per intercessionem sancti Jacobi Hyspanorum apostoli ecclesiae nostrae patroni, nec non divae Agathae ac Dorotheae det per reliquias in capsula hac apositas liberet nos hanc parochiam viciniam et totam nostram patriam clementissimus Deus a fulgure + grandine + arcearum tempestate + in nomine patris et filii et spiritus sancti; Es solle die Nachwelt durch gegenwärtige Schriftstellung kundt und zu wüssen gemacht seyn, das den 22. Tag Brachmonaths des 1752 Jahrs nachmittag etwan um Zwey Uhr ein schröckbahrer donnerkeil mit enzezlichem knallen und erschütterung der gebäüen dasiger dorfschaft in den hälm des kirchenthurns gefahren seyn, der ohne beschedigung deren sich in dem thurn und kirchen befindlichen leüten, ja ohne weitere entzündung (dem allgütigen Gott seyn gedancket) den hälm also verscheiteret, das ein schilt hier der andere dorthen hinaus geflogen, der Namen Jesus Stern, so sich auf dem Rosenkranz althar da zumahl befande, samt einigen Zieraden des althars seynd geflämt, zwey schnirgel des benamten althars zu recht und lings ohne beschedigung des in der mitte stehenten Mariae Bilds abgesprengt, ein Riz durch das himmlezen Täffel und Mauren ob benamten Namen Jesus Stern befunden worden; vermutlichen, weilen kein andren spuhr seyner feürigen würckung mehr zu erfahren gewesen, so wird disser donnerstrahl sene schröckbahre umschweiffent feürige behändigkeit hinder dem Rosenkranz althar..."