Josef Schnider hat das Goldfieber gepackt: Er wird nach Alaska reisen, von wo Berichte über sagenhafte Goldfunde auch seine neue kalifornische Heimat erreicht haben. Für seinen gut laufenden landwirtschaftlichen Betrieb stellt er einen Stellvertreter ein. Aber nicht nur ökonomisch ist Josef Schnider gut integriert - seinem Brief ist auch anzusehen, dass Englisch die deutsche Muttersprache zu verdrängen beginnt.
Literatur:
- Stefan Jäggi, Briefe eines Entlebuchers aus Nordamerika, 1882-1901, in: Blätter für Heimatkunde aus dem Entlebuch 62 (1995), S. 5-18 (StALU H 33)
- Marti, Hans. Ein Luzerner Obstbaumpionier in Amerika: Auswanderer Josef Zettel von Grossdietwil, in: Luzerner Hauskalender 198 (1999), S. 91-94 (StALU H 158:198).
- Schweizer entdecken Amerika: Reiseberichte aus zwei Jahrhunderten, hrsg. von Urs Bitterli, Zürich 1991 (StALU C.h 220).
- Stefan Jäggi, Josef Schnider, Auswanderer aus dem Entlebuch nach Amerika (1854-1929), in: Mitteilungsblatt der Zentralschweizerischen Gesellschaft für Familienforschung 56 (2022), S. 12-16 (PDF)
Das Original liegt im Staatsarchiv Luzern mit der Signatur PA 183/9
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Preston Cal[ifornia] Feb[ruar] 2 1898
Teurste Patien!
Da ich schon lange nichtz
von Inen gehört habe, wiel
ich Inen ein pahr Zeilen
schreiben, wie es mihr geht.
Forab wil ich melden, daß
ich so zimlich gesund u[nd] munter
bin, mit die exebschen letztes
Spähtjahr wahr ich ungefähr
einen Monat etwas krähnklich.
Wie Sie schon wisen, daß ich
Land kaufen wolte, so wil
ich Inen mitteilen, daß ich
letzes Frühjahr ein kleiner
Blatz fon 15 Jucharten gekauft
habe. Es ist ganz nahe bei
Eisen Bahn, blos drei Minute von
der Statzion u[nd] die Eisen Bahn geht
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durch mein Land. Es sind
ungefahr 8 Jucharte in Obst
fehrschieden Sorte, auch Wein-
trauben (1 Aker), 12 sehr verschiedene
Sorte Frucht, sind meistens Fran-
zosische Pflaumen oder Swedes ,
die aleinig haben mihr dieses
Jahr 269 Dol[lar] gebracht, habe sie
an den Beumen fehrkauft,
ich brauchte sie nicht zu pflücken.
Die Zeiten hiehr sind jetzt zimlich
beser wie sie wahren in den
letzten zwei oder drei Jahren,
Handel u[nd] Verker geht zimlich
gut. Wihr [hatten] ein zimlich kalter
Winter hier, das ist für dises
Klima, wihr haten einmahl
ungefähr einen zol Schnee u[nd]
Eis, was man hir selten siht,
die Rossen in meinem Garten
blühen viel das gantze Jahr.
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Nun komen wihr zu dem
großen exaidement , das wihr
haten in den letzten sechs Monaten,
wahrscheindlich haben Sie schon
dafon gelesen, fon dem Gold
diskaferi in Alaska. Es ist
wirklich wunderfol, es sind Gold
nogutz gefunden worden, die über
zweihundert Dolar wehrt waren. Es
ist mit großer Arbeit u[nd] difikultis
fehrbunden, wan mahn sich denkt,
der Grund zuerst fünfzehn Fuhs
bei Füher mus aufgetauht werden,
an welchen Blätze haben sie auch
Gold gefunden nihr der särfies .
Leute ströme in von alober
der Welt u[nd] aler wil reich werden,
werdentz aber nicht ale. Leider hat
das <Gl> Gold Vieber mich auch
befalen, so habe ich ein Man
gehäier führ zwei Jahre, der zu mein-
em Blatz tendet . Ich betzale im 1000 Fr[anken] das
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Jahr, beiseitz das Pflüge u[nd] Kultiweren.
Ich werde warscheindlich noch disen
Monat abreisen u[nd] das irdische
Glühk im kalten Norden zu find.
Ich gedenk dort zu bleiben wenigstens
zwei Jahre. Ob ich reich werde oder
nicht, das bleibt sich gleich, man
lernt die Welt nicht kenen, befor
man sie durch reist u[nd] mit ihr
in Kontragt komt. Es ist ist ungefähr
soweit wie nach der Schweiz. Wan mihr
Glük leuchtet u[nd] gesund bleibe bis
in drei oder fihr Jahren, wiel ich auch
meine Heimat noch einmahl sehn.
Nun wil ich schlißen in der Hoffnung,
Sie noch einmahl zuh sehn, die Zeit
fehrgeht schnel, u[nd] ich habe noch manches
zu ordnen und Geld einzukasiren. Nun
zum Schluß fiele hertzliche Grüße an
Sie sowie an alde Freunde und Bekante,
so wie Frau Balmer u[nd] So[n]. Wie es wühnst
Ihr dreuer P[aten] K[ind] Jos[ef] Schneider, Preston,
Sonoma Co[unty] Cal[ifornia]. Dis ist meine Adrese.
Transkription: S. Jäggi
Einleitung: G. Egloff
Produktion: M. Lischer