Unzählig sind die Versuche, das Problem der Armut zu «bekämpfen». Die Liste (die auch für verschiedene weitere Orte erstellt wurde) notiert Arme, die man in fremde Dienste senden könnte.
Literatur:
Wicki, Hans, Bevölkerung und Wirtschaft des Kantons Luzern im 18. Jahrhundert.Luzern, 1979 ( = Luzerner Historische Veröffentlichungen, Bd. 9), hier besonders Seiten 81-92 zum Armenwesen [in der Bibliothek des Staatsarchivs unter der Signatur E.a 85:9]
Das Original liegt im Staatsarchiv Luzern mit der Signatur: SA 1405
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[p. 1]
Uss hoch oberkeitlichem beffelch unßerer gnedigen herren und oberen
laut unßer regierenten hoch weißen juncker landtvogtes Frantz Irenee
Cyssaht den 23ten Merten abgesant, sindt vollgent pärsohnen
im ampt Entlibuoch in verzeichnus verfasset worden in der meinung,
daß uff ihro andüten uff derglichen gemeint sige:
Im kilchgang Entlibuoch:
1.Josseph Rüöde, dißer hat keinem buren gedienet und wenig gearbeitet,
haltet sich im dorff uff undt etwaß schuldig sein undt hat nichtes zu zallen.
2.Josseph Marbacher, dißer dienet winteres zits niemall dienet undt ist
mer theills im dorff undt arbeitet auch wenig, wormit er sich
kan außbringen ist nit bekant.
3.Frantz Wibrächtiger, verseht auch kein dienst undt arbeitet
nichts, sein außbringen ist nit bekant.
4.Josseph Schneiter, ist auß Lutringen heim komen, sein außbr-
ingen ist nit bekandt.
5.Josseph Schriber zu Ebnet, dienet auch nit, hat auch nichts, ist
aber by dem vater, sindt beide mitelloß alß bätelleüt.
6.Cristen Lauber, dienet nich, aber hat ein alten vater
undt von dem bätel uff erwachsen, jetzundt grämplet er
mit dem vater umb käss und bringt sich jetz darmit uss.
7.Josseph Hass, ist im betell uff erwachsen undt vor wenig jahren
daß selbe genoßen, hat noch manliche fater und muoter.
8.Jöre <Kley> Kleinhäntz, hat jetz selbsten hauß undt heim, hat vor
etwaß jaren daß allmuoßen genoßen, hat ein alten vater,
handlet jetz mit würtzen und bülffer und bringt sich auß.
9.Josseph Wicke, deß Roten sohn, hat nichts und seine elteren nichts,
haben daß allmuoßen genoßen, gehn mit einandern gen zimmeren
undt bringen sey jetz darmit auß.
10.Josseph Häffliger in Hogen, hat kein dienst undt hat sein sach
verdahn, ist schuldig undt hat nichts abzustaten.
Dißes sindt ledige gesellen und sonsten neben gemelten doch
ehrliche purst.
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Im kilchgang Romoß:
1.Josseph Göte, ist von jugent uff undt würcklich im bätel,
hat jung weib undt kindt, ist sonst nichts nutz, brucht kein
arbeit.
2.Jacob Haß, ist ein zimlich bedagter man, hat weib undt kind,
aber arbeitet nichts, ist gar nichts nutz.
3.Jung Josseph Bluom hat verwichen gehochzeitet, hat nichts.
Im kilchgang Hassle:
Ledige:
1.Davit Lustenbärger, dienet nicht undt arbeitet nichts,
sein außbringen ist nit bekant.
2.Filliph Studer, hat noch vater undt muoter, handlet undt
kalber undt schmällfich undt von solchem mit fleisch, arbeitet auch
keinem buren, haben nichts.
3.Deß Anderes Kreiten sohn brucht den bätelstab undt hat nichts.
4.Hanß Stalder hat auch nichts, doch ist er ein arbeitsgesell.
Item verehlichete junge mäner:
5.Hans Rüöde undt sein sohn Hansle, ist verdächtiget, wie
schon ist goffenbaret gemacht worden, habe noch die anderen.
Der sohn wollte algemacht sich dem vater verglichen.
6.Hans Schärer, ist allzeit im bätelstab undt arbeitet
wenig, hat jung weib undt jetz ein kindt.
Ist im kilchgang Dobleschwandt dergleichen gesellen niemandt.
Suma der gesagten purst 19.
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Deme nach, die willen der beffelch hate gelutet, guote achtung
uff die hußierer, landtlöüffer und streicher zu geben, selbe
nach gebür anpacken undt einem juncker landtvogt zu liferen,
deßwägen hat man gwüssene leüt vernamßet in dörffern
undt gräntzen, wo derglich gesellen angetroffen wärden, die
wäder schein noch päss uffweisen könen, daß selbe alßbaldt
sollen angehalten und gelifferet werden sollen.
By allem, wie gemelt, sindt woll noch nit wenig junge mäner,
welche weib undt kinder haben und mitelloss sich beffinden, allein
aber sich nach gebür und müglichkeit an jetzo ussbringen, der
gemeinten ohne beschwärt, obwoll man erachten kan, daß
durch ihro arbet ihre nachkomente undt sich selbsten nit könen
ernert wärden undt augenschindlich in die armuot komen wärden,
hie mit denen uff dißes mall nit vermeint nötwändig zu sein zu
gedencken.
Dißes ist, daß mir die geschworne in dem underen ampt
Entlibuoch haben in beffelch geben in verzeichnus zu nemen
undt zu ubersändten (laut ankomenter geschrifft). So geben
undt beschächen den 26. Mertzen 1734.
Uolly Rengli
landtschriber
Transkription: S. Jäggi
Produktion: M. Lischer