Die betreffenden Unterlagen des Handelsregisteramtes sind allerdings sehr knapp und geben uns auf den Ausschnitten aus dem Schweizerischen Handelsamtsblatt (S.H.A.B.) und auf Meldeformularen neben dem Datum der Anmeldung (21.02.1917) und der Abmeldung (26.04.1919) nur in sehr wenige Informationen.
Quelle:
- Staatsarchiv Luzern, Handelsregisterbelege A 1044/6189, Karl Fabel, Terror Institut, Luzern
Wer war Karl Fabel?
Neben der Firmenbezeichnung bietet uns der Handelsregistereintrag auch noch einen Namen und eine Adresse. Wer war der Firmengründer?
Karl Fabel wurde 1856 in Frankfurt a. M. geboren. Dort heiratete er 1889 Marie Sonntag, 1890 (Felix) und 1891 (Leo) wurden zwei Söhne geboren. Ein dritter Sohn (Egon) wurde 1893 in Paris geboren.
Ursprünglich im Pelzhandel tätig, finden wir Karl Fabel später in Zürich, wo er die Verkaufsfiliale der Ofenfabrik Sursee führt. Nach dem finanziellen Zusammenbruch dieser von Franz Xaver Weltert (1848-1940) gegründeten Firma wurde Fabel 1898 deren Direktor. 1907 trat er aus familiären und gesundheitlichen Gründen als Direktor zurück. Er blieb aber mit der Ofenfabrik verbunden: 1909 wurde er in den Verwaltungsrat und gleichzeitig zum Delegierten des Verwaltungsrates gewählt. 1913 wurde er Präsident des Verwaltungsrates, gleichzeitig wurde auch sein Sohn Felix Mitglied des Verwaltungsrates. Karl und Felix Fabel demissionierten als Verwaltungsräte am 26.9.1914.
Fabel war deutscher Staatsangehöriger, 1906 wurde er eingebürgert und erhielt das Bürgerrecht der Stadt Luzern.
Ab 1898 wohnte die Familie in Sursee, ab 1904 in der Stadt Luzern: Wir finden ihn in den Luzerner Adressbüchern 1904-1909 an der Seehofstrasse 9, 1911-1918 auf Musegg 4. Im April 1919 (gleichzeitig mit der Löschung des Terror Instituts) zog er wieder an die Seehofstrasse 9. 1933 verliess er Luzern und ging nach Bévilard im Kanton Bern, wo er 1937 starb.
Literatur und Quellen:
- Andrea Willimann, "Wenn hier Orts eine solche Fabrike errichtet würde, es für niemand zum Nachtheil wäre" : die Luzerner Landstadt Sursee und die Fabrikindustrialisierung 1870 bis 1910. Sursee, 2005 (speziell Seiten 66-80 zur Ofenfabrik) (in der Bibliothek des Staatsarchivs unter der Signatur E.e 187:7)
- Adress-Buch von Stadt und Kanton Luzern
(mit wechselnden Titeln in der Bibliothek des Staatsarchivs unter der Signatur A.a 48)
- Staatsarchiv Luzern, Handelsregisterbelege A 1404/72 Therma Grossküchen Produktion AG, Sursee (frühere Namen: Aktiengesellschaft der Ofenfabrik Sursee, Sursee-Werke AG)
- Staatsarchiv Luzern, Personalien, AKT 413F/1 Einbürgerung Karl Fabel und Familie
- Stadtarchiv Luzern, Häuserverzeichnis Einwohnerkontrolle
Was machte das Terror Institut in Luzern?
Karl Fabel gründete die Firma im Alter von 61 Jahren, bereits nach 2 Jahren gab er sie wieder auf. In dieser Zeit scheint sie nicht weiter aktenkundig geworden zu sein.
Der Firmenzweck lautete "Herstellung und Vertrieb chemischer und bakteriologischer Präparate". Ihre Existenz fällt in die Zeit des ersten Weltkrieges, einer Aufschwungphase für die chemische Industrie. An der angegebenen Adresse "auf Musegg 4"- einem Wohnhaus gleich an der Museggmauer in Luzern - konnten aber höchstens in bescheidenem Masse chemische Präparate hergestellt werden. Grössere Fabrikationsanlagen oder zahlreiches Personal hätten vermutlich ihren Niederschlag in staatlichen Unterlagen gefunden. Welche Aktivitäten tatsächlich durchgeführt wurden, konnte nicht geklärt werden, denn auch weitere staatliche Unterlagen (z.B. Steuerregister) sind aus dieser Zeit nur lückenhaft vorhanden.
Wie viele andere private Firmen hinterliess auch das "Terror Institut" nur wenige Spuren. Vielleicht wissen Sie mehr zu dieser Firma? Wir würden uns über Ergänzungen und Kommentare freuen.
Autor: Markus Lischer
Nachtrag (2016)
Obwohl die Firma nur 1917-1919 existierte, fanden sich 2 spätere Hinweise:
In der Schweizerischen Bienenzeitung (1929 S. 342) erwähnt ein B. Dürr, er habe vor einigen Jahren die im Bienenhaus eindringenden Waldameisen "mit weissem Ameisenpulver vom 'Terror-Institut' Luzern" bekämpft.
Im Juni 1924 erhielt Karl Fabel durch die Interkantonale Kontrollstelle eine Bewilligung für den freien Verkauf eines Heilmittels:
Nr. 2665: Karl Fabel, Luzern: Blatta Pulver
Enthaltend Verbindungen der Kieselfluorwasserstoffsäure, wird zur Vertilgung von Käfern, Ameisen, Wanzen etc. empfohlen.
Das Pulver muss mit einem blauen, wasserlöslichen Farbstoff deutlich gefärbt werden.
Antrag: Bewilligung des freien Verkaufs unter obiger Bedingung.
(Auskunft durch Swissmedic, Schweizerisches Heilmittelinstitut, 9.10.2015. Blatta ist die wissenschaftliche Bezeichnung für Küchenschaben)