Im frühen 14. Jahrhundert erscheinen in italienischen Städten (Orvieto, Modena, Parma) die ersten öffentlichen Uhren. In der Regel wurden sie gut sichtbar an Türmen angebracht und zeigten die Sequenz der Stunden eines vollen Tages akustisch (durch Glockenschlag) und/oder optisch (mit Zifferblatt und Zeiger) an. Von Italien aus verbreitete sich die Einrichtung öffentlicher Uhren im Verlauf des 14. Jahrhunderts durch Europa bis nach England.
Die erste quellenmässig belegte Turmuhr in Luzern wurde bereits 1385 durch den Basler Uhrmacher Heinrich Halder am Graggenturm am Graben (heute Löwengraben) montiert; am 24. November war das Werk abgeschlossen. Es handelte sich um ein damals gebräuchliches Uhrwerk mit einer sog. Waagbalkenhemmung.
Damit die Uhr auch ohne den Spezialisten in Gang gehalten und reguliert werden konnte, liess der Luzerner Rat eine Gebrauchsanleitung ins 1. Bürgerbuch eintragen. Dabei handelt es sich um den ersten erhaltenen Text überhaupt, der diese Art Mechanismus beschreibt!
"Anno predicto [1385] vigilia Katherine perfectum est opus horalogii uf dem Graggenturne per magistrum Heinricum Halder fabrum, civem Basiliensem, cuius cursus et motio hic describuntur:" ["Im vorgenannten Jahr [1385] am 24. November wurde das Uhrwerk auf dem Graggenturm durch den Schmiedemeister Heinrich Halder, Bürger von Basel, vollendet, und sein Gang und seine Bewegung werden hier beschrieben:"]
Es folgt dann eine detaillierte, nicht leicht verständliche Anleitung auf Deutsch. Der Waagbalken wird dabei als "frowen gemuete" ("Frauengemüt") bezeichnet:
"Als du das urleyn wiltt richten und das nider gewe uf ziehen oder ablan, so tuo das frowen gemuete von dem rade oder us dem rade, do es inne gat, und behab das kamprat sicher in der hant, oder das gewege verlieffe sich alsbalde, das das werg vil lichte brecht. Und so du das kamprat also in der hant hoebest, do mitte macht du denne das nider gewege abe lan, ob du die stunde wilt kúrzen, wilt du aber die stunde lengern, so zúhes uf, alles in solicher masse, das du nút ze vil noch ze wenig tuest und des nimmest du wol war am zalrade. Wenne du ouch das lúte rat nider zúhest, so macht du das zal rat setzen uf wele stunde du wit, es sie uf i, ii, iii, etcetera. Und so das frowen gemuete ze balde gat, das dich dunke, so hebe die bli kloetzli vaste hin us an das redelin, und so es ze trege gat, so henke si hin in an das redelin, hie mitte macht du es hindern und fúrdern, wie du wit. Sunderlich darf es ze nacht wol fúrderndes, wand das werg den merteil ze nacht treger got denne tages. Der gewege nim beder war, so si sich ergangen habent, das si schiere nút me seilen habent, so zúch si wider uf, dis macht du tuon , wenne du wit."