Quellen zum Stift St. Leodegar im Hof

Das 1250-Jahr-Jubiläum des Stifts St. Leodegar 2018 ist gleichbedeutend mit dem ersten Nachweis einer Ortschaft namens «Luciaria», dem heutigen Luzern. Um 840 bestätigt eine Urkunde aus der Zeit Kaiser Lothars (795 bis 855) eine Schenkung seines Urgrossvaters Pippin bei «Luciaria». Was der Frankenkönig in den 760er- Jahren genau wem schenkte, darüber stritten sich die Gelehrten schon im 19. Jahrhundert. Fakt ist aber: Das damalige Kloster Luzern spielte beim Schenkungsvorgang eine zentrale Rolle.

Im Rahmen der Jubiläumsaktivitäten des Stifts zeigte das Staatsarchiv in einer kleinen Ausstellung verschiedene Schriftstücke zur Stiftsgeschichte vom frühen Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert. Darunter auch die Lotharurkunde von 840 aus den Archives Départementales du Haut-Rhin in Colmar und den wegweisenden Schweigerschen Brief von 1456, der im Zug der Umwandlung des Klosters zum Hof in ein Chorherrenstift das Verhältnis mit der Stadt Luzern neu definierte.

Die ausgewählten Dokumente vermitteln einen Einblick in die «Lebenswelt» von St. Leodegar im Hof in einem wechselnden politischen Umfeld zwischen 768 und dem 20. Jahrhundert.


Lothar-Urkunde

Die Geburt Luzerns oder mindestens deren Bestätigung: Dies ist – plakativ – der Inhalt der vorliegenden Urkunde von 840 n.Chr aus den Archives Départementales du Haut-Rhin in Colmar. Tatsächlich haben wir den ältesten überlieferten Beleg über die Existenz des Klosters und damit auch des Ortes Luzern vor uns liegen. Ein Beleg, der mit dem Hinweis auf den 768 n.Chr. gestorbenen König Pippin den «terminus ante quem» der 1250jährigen oder älteren Geschichte St. Leodegars liefert.

Kauf Luzerns durch Habsburg

Das Kloster Murbach verkauft 1291 seine Besitztümer in Luzern und der weiteren Umgebung an König Rudolf I. von Habsburg. Die Stadt Luzern gelangt dadurch von der vergleichsweise milden Klosterherrschaft unter ein kraftvolles Herrschaftsregime. Noch «dicker» kommt's für das Kloster im Hof, das künftighin zwei Herrschaften hat, denn Murbach behält sich beim Verkauf verschiedene Herrschaftsrechte vor.

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Traditionsrodel

Eine Fälschung? Eine formal und inhaltlich inszenierte Legitimationsschrift? Es fällt schwer, den um 1200 verfassten, der Schrift und dem Inhalt nach aber dem 9. Jahrhundert nachempfundenen «Traditionsrodel» einzuordnen. Inhaltlich bietet er verschiedene Einzelerzählungen zur klösterlichen Neugründung im 9. Jahrhundert, vor allem zu Schenkungsvorgängen.

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Propst Schweiger'scher Brief

Eine Tradition erlischt. Mit dem Einverständnis von Papst Kalixt III. (1455–1458), die klösterliche Propstei in ein weltliches Kollegiatstift umwandeln zu dürfen, regeln nun Propst Johann Schweiger und sein Kapitel mit der Stadt Luzern die dafür notwendigen Modalitäten; kein Brexit, aber ein «Benexit»: Der Austritt St. Leodegars aus dem Orden St. Benedikts «in corpore» war nun beschlossen.

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Propst Vogt'sches Urbar

Das Vogt'sche Urbar, angelegt um 1500 unter Propst Heinrich Vogt, ist weit mehr als ein Verzeichnis der kollegiatstiftischen Besitzrechte. Es ist ein Legitimationsinstrument des Stifts sowohl gegenüber seinen Lehensleuten als auch gegenüber der Stadt. Das Urbar enthält unter anderem eine Sammlung von Rechtstiteln nach alten Aufzeichnungen.

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Kolorierter Zehntenplan bei Jonen/Merenschwand

Das Stift benötigte Einkünfte – einen guten Teil davon brachte es über seine Zehnten ein. Zehntpläne wie der vorliegende zu den Zehntrechten St. Leodegars im aargauischen Jonen/Merenschwand, hielten fest, welcher Bauer wieviel Zehntabgaben ab seinem Grundstück entrichten musste. Weil die Inflation die Bodenzinse immer mehr sinken liess, wurden die Zehnten für die Stiftswirtschaft je länger je wichtiger.

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Stiftsstatuten (caput 16 «de privilegiis praepositi»)

1562 – das Konzil von Trient und mit ihm die «innere Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern» geht dem Ende entgegen. Und jetzt plötzlich darf der Propst von Luzern – vom Heiligen Stuhl autorisiert – entweihte Kirchen, Altäre etc. in der Umgebung von Luzern wieder «einsegnen»; eigentlich ein Privileg eines Bischofs, steht dieser Gunstbeweis stellvertretend für die kirchenrechtliche Sonderstellung St. Leodegars.

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Abtweiheprivileg

Der Weg hin zum Bistum Luzern? St. Leodegar respektive sein Propst wird weiter privilegiert und festigt damit seinen Status als «quasi-Kathedralkirche» innerhalb der Diözese Konstanz. Neu erhält der Propst durch einen päpstlichen Erlass ab 1792 die Abtweihe, den Krummstab, das Brustkreuz und und und …

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1. Plebaniebrief

1178 – Murbach – Luzern – Stiftung der Leutpriesterei: Eine Jahrzahl und drei Begriffe, die Historiker über die Gründung der Stadt Luzern um 1178 haben spekulieren lassen. Eigentlicher Gegenstand der Urkunde ist aber die Seelsorge: Wer kümmert sich um diese, und welche Rechte und Pflichten hat der zuständige Verantwortliche? Fragen, die die Propstei St. Leodegar damals stark berührten.

Pontifikallektionar

Lesungs- oder Evangelientexte gehören zur kirchlichen Liturgie wie der Taufbrunnen zur Pfarrkirche. Die zu lesenden Texte wurden in sogenannten Lektionaren, wie der vorliegende Band eines ist, zusammengefasst. Was aber haben die verspielten Eichhörnchen in den Randillustrationen des Lektionars mit den seriösen Evangelientexten zu tun? Dies wird erst klar, wenn man den Auftraggeber des Lektionars kennt.

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Übereinkunft in geistlichen Dingen / Wessenberg'sches Konkordat 1806, Abschnitt III, § 2, 7 Pfründen für die Professoren

Die französische Revolution brachte den Klöstern und Kollegiatstiften vor allem eines: Unbill. Die institutionellen Vermögen wurden verstaatlicht, verschiedene Gotteshäuser, darunter das Kloster St. Gallen als das bekannteste, verschwanden im Nachgang an die Revolution gänzlich. Stärker denn je stellte sich jetzt die aufklärerisch angehauchte Frage: Welchen Sinn und Zweck erfüllen die geistlichen Institute?

Mehr zum Thema / Transkription

Vorlesungsmanuskript Franz Segesser zur Kirchengeschichte

«Kirchengeschichte des 19. Jahrhunderts» – eine Überschrift dieses Vorlesungsmanuskripts, die gleich doppelt mit St. Leodegar zu tun hat; nicht nur, dass St. Leodegar selber Teil dieser Kirchengeschichte war – St. Leodegar stellte seit Beginn des 19. Jahrhunderts auch die Einkünfte der Professur für die Kirchengeschichte sicher. Somit steht dieses Manuskript auch sinnbildlich für neue Aufgaben des Kollegiatstifts.

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